Ausflugziele in Bochum Wattenscheid - Kultur und Wandern
Bergbauwanderweg Wattenscheid
Der Bergbauwanderweg Wattenscheid ist ein Bergbauwanderweg über den Ruhrbergbau in Wattenscheid-Eppendorf und Wattenscheid-Höntrop. Er erschließt verschiedene Standorte des Bergbaus aus den Jahren 1738 bis 1961.
Die Initiative des Wattenscheider Heimat- und Bürgervereins wurde von der RAG Aktiengesellschaft, der NRW-Stiftung, der Fachhochschule Georg Agricola und der Deutsche Montan Technologie unterstützt.
Die Schautafeln wurden von der Revierarbeitsgemeinschaft für kulturelle Bergmannsbetreuung in Herne angefertigt. Am 11. Oktober 1992 wurde der Weg eingeweiht. Er war 4,8 km lang. Der Startpunkt war an dem Parkplatz an der Realschule Höntrop. Dort gab es eine alte Übersichtstafel und einen Ruhrsandsteinquader des Malakowturm der Zeche Marianne (umgangssprachliche Bezeichnung der Zeche Maria Anna & Steinbank).
1998 traten Probleme auf, weil Teile des Wanderweges auf privatem Gelände plötzlich gesperrt wurden. Dieses Problem war auch nach Jahren nicht gelöst, zusätzlich sind andere Abschnitte des Weges durch Neubaugebiete verloren gegangen. Auch ein Großteil der Wegweiser und Infotafeln waren nicht mehr lesbar, oder sind gestohlen worden.
Der Weg wurde ab 2018 durch den HBV erneuert. Die Erneuerung wurde gefördert durch die Stadtwerke Bochum. Die Texte wurden in eine zeitgemäßere Form gebracht. Auch wurden sechs weitere Tafeln erstellt. Die Wegeführung wurde aufgrund der oben genannten Probleme neu gestaltet, dabei wurde der Weg auch in einen Eppendorfer Teil und einen Höntroper Teil unterteilt. Der größte Teil der Tafeln wurde im Dezember 2020 der Öffentlichkeit übergeben.
Die Tafel der Zeche Maria Anna & Steinbank, Schacht 4 ist auf der Übersichtskarte an dem Standort der Zeche und des Höntroper Lochs eingezeichnet. Sie steht allerdings an dem alten Startpunkt am Parkplatz an der Höntroper Straße, und somit ohne jeglichen örtlichen Zusammenhang mit dem Inhalt der Tafel.
Virtueller Rundgang Bergbauwanderweg
Station 1: 1. Informationstafel:
Die allgemein zugänglichen und bekannten Unterlagen zur Bergbaugeschichte im Wattenscheider Süden haben trotz ihres Umfanges noch Lücken. Deshalb mussten auch bisher noch nicht ausgewertete Archive herangezogen werden, was bekanntlich mit großem Aufwand und zahlreichen Schwierigkeiten verbunden ist. Die intensiven Bemühungen ermöglichte es jedoch, den bei der Gründung des Arbeitskreises gefassten Entschluss verwirklichen zu können.
Wer jedoch erwartet, beim Gang über den Bergbauwanderweg Industrie-Denkmale vorzufinden, der wird leider enttäuscht. Von den Baulichkeiten des früheren Bergbaus ist bedauerlicherweise nur noch sehr wenig vorhanden. Der Aufwand für die Restaurierung der Überbleibsel und die Beseitigung der dabei auftretenden Schwierigkeiten wären außerdem nicht vertretbar. Umso wichtiger ist es aber, die Stellen aufzuzeigen, wo sich einst Stollen, Schächte und Tagesanlagen befunden Das geschieht durch Informationstafeln, deren Texte, Abbildungen und grafischen Darstellungen die örtlichen Verhältnisse sowie die Entwicklungsstufen des Kohleabbaus aufzeigen. Dadurch wird die Erinnerung an die Bergbaugeschichte wachgehalten und der aufmerksame Betrachter gewinnt so einen kleinen Einblick, wie es – nach dem Kohleabgraben an der Oberfläche – mit dem ersten kleinen Stollen „Storksbank“ angefangen und sich dann über kleine und schon größere Schächte bis zur großen Schachtanlage „Engelsburg“ weiterentwickelt hat.
Deutlich zeigt sich das auch, wenn man die immer tiefer reichenden Fördersohlen betrachtet. Erst waren es nur 25 m, dann 56 m; nach 156 m,240 m und 432 m erreichte man schließlich eine Teufe von 884 m. Diese durchgreifende Entwicklung ist durch die in der Mitte des 19.Jahrhunderts einsetzende umfangreiche Industrialisierung des Ruhrreviers notwendig geworden. Sie brachte einen ständig steigenden Kohlebedarf mit sich, was wiederum größere, modernere und leistungsfähigere Schachtanlagen erforderlich machte.
Es ist ein glücklicher Zufall, dass dieser mehr als 200 Jahre reichende Entwicklungsgang trotz des nur sehr kleinen Raumes in Höntrop und Eppendorf in seinem vollen Umfang demonstriert werden kann. Außerdem erlaubte es die günstige Lage der alten Zechenbauwerke, dass die Wegstrecke in Form eines Rundweges angelegt werden konnte und zudem durch ein landwirtschaftlich reizvolles Gebiet führt – also auch der Freizeitgestaltung dienlich sein kann. Der knapp 5 km lange Bergbauwanderweg umfasst 22 Informationstafeln. An dem günstig gelegenen Anfang an der Kreuzung Eppendorfer Straße -Gartenstraße steht eine Übersichtstafel, die den ersten Eindruck vom gesamten erschlossenen Landschafts- Komplex gibt.
Station 2: Vereinigte Maria Anna und Steinbank Schacht 4 – 871-1904
Erläuterung zum Bild der Schachtanlage: Das Fördergerüst des Schachtes 4 war ein auf Mauerwerk aufgesetzter Pyramidenbock aus Stahl, der gegen Witterungseinflüsse verkleidet war. Es handelt sich um eine etwa von 1865 bis 1890 angewendete Übergangsform zwischen Malakoffturm und Strebengerüst.
350 m westlich von hier befand sich im Bereich der heutigen Emilstraße der Schacht 4, die letzte Schachtanlage der Zeche Maria Anna und Steinbank. Mit dem Abteufen des Schachtes wurde 1871 begonnen. 1872 erfolgte der Durchschlag, d.h. die untertägige Verbindung mit dem 630 m entfernten am Ende des heutigen Reiterweges befindlichen Schacht 3. Diese Zeche war durch die Vereinigung mehrerer Gewerkschaften entstanden, als um 1845 der Horster Erbstollen eine gemeinsame Wasserlösung und teilweise auch Förderung zur Ruhr hin ermöglichte. Es bestanden zunächst nur zwei einfache Schächte im Flöz. Der leistungsfähigere Schacht 3 kam erst 1874 voll in Förderung.
Der neue Schacht 4 war vor allem deswegen erforderlich geworden, weil ohne ihn der rasch wachsende Bedarf des Bochumer Vereins für Bergbau und Gußstahlfabrikation an Kohle und Koks nicht mehr gedeckt werden konnte. Die Schachtanlage erhielt alle für den selbständigen Betrieb erforderlichen Einrichtungen einschließlich eigener Koksöfen und hatte gemeinsam mit Schacht 3 eine eigene Werksbahn- Verbindung zum Bochumer Verein, an die später auch die Zeche Hasenwinkel mit einer Seilbahn angeschlossen wurde.
Die Zeche zählte 1885 mit einer Belegschaft von 1125 Mann und einer Jahresförderung von 304 000 Tonnen zu den größeren Schachtanlagen. Um die Jahrhundertwende gingen die nach den damaligen Vorstellungen „besseren“ Vorräte der Zeche zur Neige, die Wasserzuflüsse nahmen zu, die Wirtschaftlichkeit ging zurück; dies hatte eine weitere Erhöhung der bereits jahrelang gezahlten Zubußen (Zuzahlungen) zur Folge. Da die Versorgung des Bochumer Vereins mit Kohle und Koks inzwischen durch seine anderen Zechen gesichert war, wurde Maria Anna und Steinbank mit ihren Absatzrechten an eine andere Bergwerksgesellschaft verkauft und 1904 von dieser stillgelegt.
Schachtteufe: tiefste Fördersohle = 432 m
Schachtquerschnitt: 4,5 x 6,3 m
Schachtausbau: 30 m Mauerung, darunter Holzausbau
Tagesanlagen an Schacht 4
Station 3: Stollen Storksbank 1740-1835
Dieser Stollen diente der Kohlegewinnung unterhalb des schon vorhandenen (Ober-) Stollens Storksbank. Er ermöglichte die Ableitung der Grubenwässer in den Ah-Bach. Im Bereich des heutigen Obsthofes Bergmann im Ortskern Eppendorf wurde die Kohle in etwa 25m Tiefe unter der Tagesoberfläche abgebaut.
Um 1782 wurden dort der Wetter- und Förderschacht Paul und auch andere Schächte abgeteuft. 1796 lag die Jahres-Kohleförderung bei 3784 Tonnen. Um 1825 war der Freiherr von Elverfeldt Hauptgewerke des Stollens.
Station 4: Vereinigte Maria Anna und Steinbank – Bahnanschlüsse als Rückgrat des Bergbaus und der Eisenhütten im Wattenscheider Raum
In diesem Bereich befand sich über einen Zeitraum von etwa 250 Jahren ein sich ständig änderndes Netz von Verkehrswegen und Bahnen verschiedenster Art. Zunächst wurden die Kohlen von den Stollen und kleinen Zechen zu den Verbrauchern oder Umschlagstellen auf einfachen Wegen mit Pferdekarren transportiert. Bald jedoch richtete man Pferdeschleppbahnen auf Schienen ein. Später wurde diese Aufgabe von Eisenbahnen mit Dampflokomotiven in Form von Werksbahnen oder von den in dieser Zeit in großem Umfang mit privatem Kapital gebauten öffentlichen Eisenbahnen übernommen. Von dieser Stelle aus konnte man seit 1862 die Züge der „Bergisch-Märkischen Eisenbahn“ fahren sehen. Heute verläuft dort die S Bahn Strecke Essen Bochum. Durch den Einschnitt (halbrechts hinter der Tafel) fuhren später die Werksbahnzüge zwischen Maria Anna und Steinbank. Schacht 3 und dem Bochumer Verein. Zeitweilig verlief hier auch eine Pferdebahn vom Schacht Hector zur Ladebühne an der Bergisch Märkischen Bahn. Auch in der Umgebung gab es solche Zechenbahnen, so weiter westlich die „Mariannenbahn“, eine Pferdebahn mit Lokomotivspur; sie führte bis nach Steele- Horst, eine andere weiter südlich nach Dahlhausen und eine dritte östlich der Engelsburger Straße ebenfalls zur Bergisch -Märkischen Bahn.
Station 5: Gewerkschaft vereinigte Engelsburg – Zeche Engelsburg 1873-1961
In östlicher Richtung – etwa 1,5 km von dieser Stelle entfernt – befanden sich nahe der Essener Straße die Schächte und Tagesanlagen der Zeche Engelsburg. Schon 1829 haben sich mehrere Stollenbesitzer zur Gewerkschaft Vereinigte Engelsburg zusammengeschlossen, um ihre Grubenfelder, in denen sie seit 1738 im Umkreis von 800 m Kohle förderten, mit neuen Techniken in größeren Teufen besser nutzen zu können. Mit dem Zentralschacht Engelsburg 1 – mit dessen Abteufen 1873 begonnen wurde – entwickelte sich eine moderne Großschachtanlage, die im Jahre 1961 stillgelegt wurde. Zunächst wurde Fettkohle für die Kokserzeugung im Bochumer Verein, später Esskohle für Hausbrand und Industriefeuerungen gefördert. In Form von Briketts wurde die Esskohle unter anderem auch für Befeuerung von Dampflokomotiven verwendet.
Die Fördermengen schwankten: Die höchste Jahresförderung wurde im Jahre 1929 mit 869 000 Tonnen bei einer Belegschaft von 2 500 Mann erzielt. Die Kohlegewinnung erfolgte von sieben Sohlen aus. Die größte Schachtteufe betrug etwa 900 m. Die Schachtanlage Engelsburg im Jahre 1930 von Osten her gesehen. Links der Malakoffturm, der nachträglich mit einem Strebengerüst versehen worden ist.
Station 6: Gewerkschaft vereinigte Engelsburg Pferdebahn
Der hier vorhandene brachliegende Feldrain – als Geländestreifen ein Saumbiotop – ist das Überbleibsel einer Bahntrasse. Auf dieser verlief etwa seit 1835 eine Pferde-Schleppbahn auf Schienen vom Maschinenschacht, später auch vom Schacht Hector, zur Engelsburger Straße und neben dieser weiter zur Kohlenniederlage (Umschlagplatz) am Hellweg, der heutigen Essener Straße.
Es war dies die erste Schienenbahn des späteren Stadtgebietes Wattenscheid. Die einzelnen aus Holz gezimmerten Kohlenwagen hatten ein Fassungsvermögen von etwa 6 Zentnern (300 kg).
Station 7: Gewerkschaft vereinigte Engelsburg Maschinenschacht 1834-1848
Als sich die Kohlenvorräte im Storksbänker Stollen im Jahre 1829 erschöpften, schlossen sich dessen Gewerken mit denen von weiteren Berechtsamen zu einer neuen konsolidierten Gewerkschaft Vereinigte Engelsburg zusammen, die dann gemeinsam die Kohlenvorräte unterhalb der Sohlen der alten Stollen im Tiefbau abbaute.
1834 begann man, an dieser Stelle einen seigeren Tiefbauschacht abzuteufen. Im Jahre 1835 war bei einer Teufe von 56 m die erste Tiefbausohle erreicht; der Abbau der Flöze der unteren Fettkohlenschichten begann.
Der Schacht wurde – damals noch eine Seltenheit – mit Dampfmaschinen für die Förderung und Wasserhaltung ausgestattet und erhielt daher den Namen Maschinenschacht. Diese Dampfmaschinen waren die ersten, die im Wattenscheider Raum betrieben wurden. um 1835 baute man eine fast 2 km lange Pferdebahn zu der von Bochum nach Essen führenden Chaussee etwa zur heutigen Straßeneinmündung der Engelsburger Straße in die Essener Straße. Dort befand sich eine größere Kohlenniederlage. Von diesem Sammel- und Lagerplatz wurde die Kohle in Pferdekarren oder in Körben und Sacken auf Pferderücken über Land gebracht.
Als man im Jahre 1848 in unmittelbarer Nachbarschaft den tieferen Schacht Hector in Betrieb genommen hatte, wurde der Maschinenschacht stillgelegt. Noch heute steht hier das zum Wohnhaus umgebaute, langgestreckte Schachthaus, in dem die Förder- und Wasserhaltungsmaschinen untergebracht waren.
Station 8: Gewerkschaft vereinigte Engelsburg Schacht Hector 1846-1867
1846 begann die Gewerkschaft Vereinigte Engelsburg in der Nähe des Maschinenschachtes den tieferen Seigerschacht Hector abzuteufen. Er war mit Dampfmaschinen für Förderung und Wasserhaltung ausgerüstet. Wegen der größeren Teufe des Schachtes und der dadurch bedingten höheren Seilkräfte bei der Förderung musste man den Schacht Hector mit einem größeren und kräftiger gemauerten, turmartigen Teil des Schachthauses ausstatten.
Im Jahre 1847 übernahm der neue Schacht die gesamte Förderung der Zeche Vereinigte Engelsburg auf zwei Tiefbausohlen bei 50 m und 86 m Teufe, Abgebaut wurde Fettkohle. Im Schacht Hector wurde zeitweise auch ein Teil der Grubenwässer der Zeche Vereinigte Maria Anna und Steinbank gehoben. 1854 wurde der Schacht weitergeteuft bis auf 156 m. Nun wurde auf vier Sohlen gefördert.
Der Schacht hatte immer mit starken Wasserzuflüssen vom Tage her zu kämpfen, so dass man wiederholt die Pumpenleistung erhöhen musste. Im Jahre 1865 erreichte der Schacht Hector bei einer Belegschaft von 327 Mann mit 63 108 Jahrestonnen seine größte Fördermenge.
Station 9: Oberstollen Storksbank 1738-1830
Es handelt sich um den ältesten Stollen in diesem Gebiet; er wurde unweit dieser Tafel in der Talsohle in südlicher Richtung aufgefahren. Von diesem Stollen ist heute nichts mehr zu sehen.
Mit einer Gesamtlänge von ca. 400 m erschloss dieser Stollen mehrere Kohlenflöze. Nach einer bergamtlichen Begutachtung wurden die Abbaurechte verliehen. Der erste Abbau eines Flözes ist am 20. Mai 1738 vom Königlichen Bergamt Bochum genehmigt worden.
1740 wurde von der Gewerkschaft Storksbank im Tal des Ah-Baches an der Mattenburg ein zweiter Stollen aufgefahren, der 4 m tiefer lag (siehe dortige Tafel). Da nun die Gewerkschaft Storksbank über zwei Stollen verfügte, wurde dieser ältere Stollen in Oberstollen umbenannt. Die Jahresförderung betrug 1796 fast 4000 Tonnen. Im Jahre 1829 erfolgte die Konsolidierung zu Vereinigte Engelsburg.
Station 10: Vereinigte Maria Anna und Steinbank – Zechenbahnrücke
Von der Zeche Vereinigte Maria Anna und Steinbank, Schächte 2 und 3, wurden Kohlen über eine werkseigene Eisenbahn zum Bochumer Verein transportiert. Die Strecke verlief von Westen nach Nordosten. Diese Bahnlinie wurde an die bereits 1862 errichtete „Bergisch-Märkische Eisenbahn“ angeschlossen.
Links vor uns ist der damals aufgeschüttete Bahndamm zu sehen; rechts davon befand sich eine aus Ziegelsteinen gemauerte Brücke über den vormals offenen Wasserlauf des Ah-Baches, der erst viel später verrohrt wurde. Die hier gefundenen Sandsteinquader waren Bestandteil des Brückenbauwerkes; sie dienten mit großer Wahrscheinlichkeit als Auflagersteine (Kämpfer) für das gemauerte Gewölbe. Der Ah-Bach wurde unter anderem auch zur Ableitung der Grubenwässer aus den Stollen und Schächten benutzt.
Station 11: Geologie im wattenscheider Raum
Die im südlichen Ruhrgebiet und auch hier zu Tage austretenden Kohlenflöze sind etwa 320 Millionen Jahre alt. Diese flözführenden Gebirgsschichten, auch Steinkohlengebirge genannt, gehören zur erdgeschichtlichen Zeit des Oberkarbons. Sie sind etwa 2600 m mächtig. In diesem Gebirgskörper sind etwa 100 bauwürdige Flöze durch Abbau oder Bohrungen aufgeschlossen.
Vor etwa 345 Millionen Jahren war dieses Gebiet Teil eines Meeresbeckens, das sich über Nordwesteuropa erstreckte. Das Rheinische Schiefergebirge im Süden sowie Geländeerhebungen im Westen und Osten waren natürliche Grenzen dieses Meeres. Im Küstengebiet kamen zunächst die verschiedensten Sedimente zur Ablagerung. Nach etwa 25 Millionen Jahren setzte dann ein Klimawechsel ein. Feuchtwarme Witterungsbedingungen begünstigten das Wachstum von tropischen Moorwäldern. Hier wuchsen z.B. Schuppenbäume (Sigillarien) bis zu 30 m, Schachtelhalme bis zu 20 m sowie Farne und farnartige Gewächse bis zu 8 m Höhe. Aus diesen Wäldern bildeten sich später nach Überlagerung durch weitere Sedimente die Kohlenflöze.
In der Folgezeit wurden die Karbonschichten durch große Schubkräfte, Zerrungen und Pressungen mehrfach aufgefaltet (Sättel und Mulden); es bildeten sich Gebirgsstörungen, wie Sprünge, Überschiebungen und Verschiebungen.
Vor etwa 100 Millionen Jahren überflutete von Norden wiederum ein Meer unsere Gegend. Seine Küstenlinie verlief im Bereich des Hellweges. So wurden die Karbonschichten durch kalkige und mergelige Sedimente der Kreidezeit bis zur Küstenlinie überlagert. Dieses sogenannte Deckgebirge nimmt nach Norden stetig zu und hat im Münsterland eine Mächtigkeit von über 1000 m.
Station 12: Vereinigte Maria Anna und Steinbank – Berghalde Schacht 3
Beim Abbau der Kohle fällt zwangsläufig Nebengestein an – so beim Auffahren der Grubenbaue – aber auch bei der Gewinnung selbst. Diese Steine – bergmännisch „Berge“ genannt – kommen meist mit der Kohle, zum Teil aber auch getrennt zu Tage und wurden früher in unmittelbarer Nähe des Förderschachtes aufgehaldet. Die Trennung der Berge von der Kohle war anfangs sehr unvollkommen: Nur die gröberen Kohlenstücke wurden mit Gabeln ausgeschieden, die feinere Kohle gelangte mit den Bergen auf die Halde. Erst später mit der maschinellen nassen Aufbereitung der Kohle wurde die Trennung wesentlich verbessert.
Die vor uns liegende Halde stammt überwiegend aus der frühen Zeit und enthält daher noch einen verhältnismäßig hohen Kohleanteil. In der Zeit nach dem 2. Weltkrieg hat es Bestrebungen gegeben, die Halde abzutragen und zur Verfeuerung in Kraftwerken zu nutzen. Da jedoch die Halde in den Jahren 1930 – 1933 durch planmäßige Begrünung Bestandteil des Naturgeländes Südpark geworden war, blieben diese Bemühungen erfolglos.
Station 13: Vereinigte Maria Anna und Steinbank – Berghalde Schacht 3
Auf diesem Gelände, das bis zu dem Waldstück im Hintergrund reichte, befand sich der Schacht 3 der Zeche Vereinigte Maria Anna und Steinbank mit seinen Tagesanlagen. Die Förderung in diesem Schacht wurde nach dem Erwerb (1868) durch den Bochumer Verein für Bergbau und Gußstahlfabrikation im Jahre 1874 voll wiederaufgenommen und bis zur Stillegung der Zeche im Jahre 1904/05 betrieben.
Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die beiden Flöze Maria Anna und Steinbank von zwei später vereinigten Gewerkschaften abgebaut. Die dringend erforderliche Wasserlösung der tieferliegenden Vorräte erfolgte durch den vom Ruhrtal hierher vorgetriebenen Horster Erbstollen, der nach 3,8 km Länge Anfang 1843 das Flöz Maria Anna erreichte.
Das Gebäude des Schachtes 1 des schon mit einer Fördereinrichtung versehenen tonnenlägigen Schachtes steht heute noch am Elchweg. Ein zweiter, ebenfalls als Schrägschacht im Flöz hergestellter Schacht stand im Spelbergsbusch. Die Kohle wurde hauptsächlich zur Ruhr abgefördert, teils durch den Horster Erbstollen, teils durch eine Pferdebahn über Tage.
Etwas später wurde das Abteufen eines senkrechten Schachtes, des Schachtes 3, erforderlich, der sich einige Meter südlich von hier befand. Wegen der dafür erforderlichen hohen Zubußen – das sind Pflichtzahlungen der Gewerken – verkaufte der Hauptgewerke seine Anteile (Kuxe) an einen Düsseldorfer Bankier, der sie an zwei Engländer weitergab. Der Betrieb mußte jedoch um 1862 eingestellt werden. Auch die Klage eines hiesigen Gewerken änderte nichts daran. Die Gewerkschaft ging in Konkurs und wurde 1868 durch den Bochumer Verein (siehe auch Tafel „Schacht 4“) erworben. Der Schacht wurde gesümpft, d.h. man pumpte das Wasser ab und baute ihn zu einem leistungsfähigen Förderschacht aus, der zusammen mit dem Schacht 4 die lebenswichtige Versorgung des Werkes mit Kohle und – aus einer dort befindlichen Kokerei – mit Koks sicherstellte.
Station 14: Villa Baare
Die hinter dieser Mauer befindliche, bis 1974 werkseigene Villa, wurde 1888 erbaut und diente den Generaldirektoren des Bochumer Vereins für Bergbau und Gußstahlfabrikation AG, Louis und Fritz Baare, als Sommersitz.
Louis Baare, Generaldirektor von 1855 bis 1895, erwarb 1868 die Zeche Vereinigte Maria Anna und Steinbank als erste eigene Zeche, um die Kohleund Koksversorgung des Werkes sicherzustellen – eine damals lebenswichtige Aufgabe. 1889/90 wurden die Zechen Engelsburg und Hasenwinkel erworben. Unter Louis Baares Leitung stiegen die Belegschaftszahlen von Werk und Zechen von 200 auf rund 7 700 Arbeiter, von denen 3 000 auf den Kohlezechen arbeiteten. Die Gußstahlfabrik galt als das zweitgrößte Stahlwerk Deutschlands und war weltweit bekannt. Louis Baare machte sich auch als Wirtschafts- und Sozialpolitiker verdient. So war er 25 Jahre lang Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Bochum und legte 1880 dem Reichskanzler Fürst Bismarck einen vielbeachteten Entwurf für die industrielle Unfallversicherung – die heutigen Berufsgenossenschaften – vor.
Unter Fritz Baares Leitung (1895 bis 1917) wurde im Jahre 1900 die Zeche Carolinenglück erworben und später in Börnig (heute Herne) „auf der grünen Wiese“ die Zeche Teutoburgia errichtet. Die Gesamtbelegschaft wuchs auf rd. 16 700 Mann, davon 4 800 auf den Kohlezechen.